Eine Veranstaltung, die im Abstand von 1 Woche(n) um 16:00 Uhr am Donnerstag, Freitag und Samstag stattfindet und bis zum Samstag, 8. Juni 2024 wiederholt wird.
Donnerstag, 30. Mai – Samstag, 8. Juni 2024, Do – Sa 16:00 Uhr – 19:00 Uhr, Galerie Centrum
Helmut Eisendle
Prinzipielles über Malerei 1996
Malerei macht keine wahren Bilder der Wirklichkeit, sondern solche, deren Gehalt durch sie verändert wird. Gleichsam ein Gang in die Innenwelt und daraus die Erschaffung von Welt. Malerei ist also eine Art von Verkettung, die das gedankliche Feld, den gedanklichen Raum mit einer subjektiven Bestimmung bis zum Widerspruch treibt und dadurch Aussagen unbestimmbar macht. Mehr oder weniger ein unvollständiger Vorgang. Die Qualifikation von Kunst und Malerei ist also die Doppeldeutigkeit, eine unbestimmte, unvollständige Beziehung zum Erkannten. Mehr oder weniger das, was Carl Einstein sagte, wenn er von der assoziativen Kraft der Wahrnehmung spricht. Der indirekte Zugang zur Welt.
Moderne Malerei ist also eine Aussage nicht über etwas, sondern der Versuch über sich selbst etwas auszudrücken, im weiteren Sinne einer Eigendefinition.
Die Bedenklichkeit der Kunstwissenschaft besteht im theoretischen Ansatz, etwas über Malerei zu sagen, das sich nur in ihr und über den Maler selbst ausdrücken lässt. Ein Selbst, ein Ich, ist nur in dem Maß eine selbstbestimmte Größe, wie es seine eigene, fremdbestimmte Konstitution übercodiert. Das geschieht in der Malerei. Der vermutete Ausfall der Wirklichkeit, die Ignoranz der Realität gegenüber wird durch eine Denk- und Gedächtnisleistung komplexer Systeme wettgemacht. Malerei beweist also nichts anderes als dass sie besteht und aus der Form Inhalte erzeugt. Sie ist wie die Psyche strukturdeterminiert. Sie muss sich stets selbst verwandeln, um zu überleben. Diese Verwandlung ist nicht methoden- sondern subjektbestimmt. Durch diesen Trick, mehr ist es nicht, findet die Innenwelt des Malers, mit dem er alle Wahrnehmungen übermalt und abwandelt, den Zugang zur Außenwelt.
Die Modifikation der Welt, die das Ich, das Subjektive des Malers als flexibel konstituieren, sind nichts anderes als ein Prozess, der sich in Gang hält, indem er sich zu grossen Teilen entzieht und verändert.
Der Wert der Zeichen, der Farben und Formen, entzieht sich unserem Zugriff. Es sind ausnahmslos nach Morris sign-vehicles einer erfundenen Welt.
Heinrich J. Pölzl
DRUCKEN HEUTE 1996
Nicht zur Vervielfältigung wie zu Gutenbergs Zeiten, sondern als experimentelles Verfahren ist der alte Hochdruck heute interessant. Er verführt zum Spielen mit „gefundenen“, also schon vorhandenen Formen. Teile von Holz- oder Linolschnitten, Lettern verschiedener Schriften, Ziffern, Stempel, Geflochtenes, Raster und überhaupt die Oberflächenstrukturen diverser Materialien werden als Druckstöcke verwendet. Dazu kommen erfundene kalligrafische Elemente, die entweder aus Schriften abgeleitet oder reine Phantasie-Schriftformen sind.
In diesen manuellen Einzelbilddrucken kommt es zur Entwicklung einer Zeichensprache, in der Zufall, Zitate und auch der Objektcharakter durch die vorgefertigten Materialien eine wichtige Rolle spielen.
Gemeinsam ist diesen Drucken die Thematisierung des Übergangs von malerisch-grafischen Zeichen in schriftliche. Es wird auf die Vielfalt der Bedeutung von Zeichen verwiesen, die sowohl als abstrakte Bedeutungsträger funktionieren als auch – formal – als Element der Konstellation oder Konfrontation mit anderen Elementen im Aufbau des Bildes. In der Spannung zwischen diesen beiden Polen spielt sich letztendlich unsere visuelle Wahrnehmung ab: zwischen den Faktoren kommunikativen Ausdrucks und kulturell festgelegter Bedeutung. Dadurch ergibt sich ein Netz von Faktoren, die ihre Beziehung untereinander immer wieder ändern. Beziehungen und Verbindungen, eingebettet in ein kulturelles Umfeld werden thematisiert.
Durch die Verwendung bestimmter Zeichen als „Thema“ in verschiedenen Zusammenhängen und Stellungen im Bild, sowie Wiederholungen entwickelt sich ein reizvolles Spiel von Variationen. Diese Variationsmöglichkeiten und der Reiz der Direktheit, der den handwerklichen Vorgang erlebbar oder wenigstens vorstellbar macht, rechtfertigen den Rückgriff auf eine alte Spindelpresse, für die ich meinem Freund Ferdinand Penker herzlich danke.
Dauer der Ausstellung: Samstag, 8. Juni 2024
Öffnungszeiten: Do – Sa 16:00 Uhr – 19:00 Uhr
Bild © Christian Jungwirth
Für KulturpassbesitzerInnen ist der Eintritt unentgeltlich. In jenen Kultureinrichtungen, die über begrenzte Sitzplätze verfügen, sind in der Regel Kontingente für KulturpassbesitzerInnen vorgesehen. Der/die KulturpassbesitzerIn kann bzw. muss reservieren.